Einkaufswagen-RehbinderVorspiel: Einkaufswagenschaulaufen

Eben habe ich wieder am allsamstäglichen Einkaufswagenschaulaufen der Pullacher und Grünwalder im Edeka Megastore Simmel teilgenommen. Während die meisten Damen und Herren unmittelbar vor Betreten des roten Fleischthekenteppichs noch zum Friseur zu gehen scheinen, trage ich in dem Laden gern meine abgeranzten Bauarbeiterklamotten. Denn so falle ich noch geiler auf, wenn ich die zahlreichen, überfreundlichen Kundenberaterinnen und -berater möglichst lautstark frage, wo ich in dem fussballfeldgroßen Schlaraffenland die billigste Fleischkonserve finde.

Nach so viel Reichtum und Schönheit sagte ich mir „Rehbinder, jetzt brauchst du was Echtes, was Hartes, was, was Dich fordert!“. Und so ging ich zum krönenden Abschluss des Schaulaufens wieder gezielt ins Duell mit meinem Erzfeind, dem Bezahlautomaten.

Runde 1: Anfängerfehler

Zur Kampferöffnung verweigert er mir gleich mal die Verarbeitung der Pfandflaschenbons und meldet einen fatalen Fehler. Mein zuständiger Bezahlautomatenbetreuer klärt mich auf, dass man die Bons natürlich nicht als Erstes scannen darf, sondern zunächst andere Ware erfassen muss. Logisch, ich Depp, hätte ich wissen müssen.

Runde 2: Mit ohne Barcode

Dann halte ich einen Plastikbeutel in der Hand, in den ich an der Backtheke Semmeln eingefüllt habe. Ich merke selbst, dass es für die Barcode-Lesepistole in der anderen Hand jetzt schwierig wird. Mein Automatenbetreuer schmunzelt schon. Schuldbewusst räume ich mein vermeintliches Versäumnis ein, einen Bon oder Aufkleber für die Semmeln nicht ausgedruckt zu haben. Da muss er lachen. Der Arsch.

Nein sagt er, ich hätte nichts versäumt, lässt sich aber noch ein bisschen bebetteln. Gnädig erklärt er mir dann, dass ich den Bezahlautomaten jetzt per Knopfdruck in den Backwarenmodus umschalten, nach Einzelbildvergleich bestimmte Sortimenttasten drücken und jeweils Stückzahlen eingeben müsse. Ach so, ist ja logisch.

Runde 3: Der Semmelalarm

Genervt lege ich die Tüte mit den fertig verglichenen, gemessenen, erfassten und gezählten Backwaren auf die Warenablage. Worauf hin ein beeindruckender Alarm losbricht, Warnleuchten aufflashen und mein Berater vor Amüsement fast zu Boden geht. „Backwaren dürfen natürlich NICHT auf die Warenablage gelegt werden, so wie die anderen gescannten Waren, sondern müssen in der Hand oder dem Einkaufswagen verbleiben!“ DA HÄTTE ICH ABER AUCH SELBST DRAUF KOMMEN KÖNNEN!!!

Letzte Runde: Bezahlen

Der Automat fordert mich schließlich zum Einführen meiner EC-Karte auf, Magnetstreifen unten rechts. Ich führe meine EC-Karte ein, Magnetstreifen unten rechts. Nichts passiert. Der Automat fordert mich zum Einführen meiner EC-Karte auf, Magnetstreifen unten rechts. SIE IST DRIN, NICHTS PASSIERT. Dann: Vorgang wird abgebrochen. So geht das Spiel ein paarmal bis der Automatenbetreuer mit grosszügiger Geste übernimmt, Vollprofi eben. Höre ich ihn da heimlich leise zählen? Wie auch immer, schon beim 2. Versuch gelingt ihm das Unvorstellbare, der Automat liest die Karte ein. „Und, was haben sie jetzt anders als ich gemacht?“ frage ich. „Im richtigen Moment reingeschoben. Sie waren zu früh!“ meint er. Ich Depp.

Resümee: Keine Ahnung

Weil ich ein konstruktiver Mensch bin, melde ich meinem Chefbetreuer abschließend noch zurück, dass die Sache mit dem Bezahlautomaten jetzt nicht so die beste „Customer Experience“ sei. „INWIEFERN?“ fragt er und schaut mich völlig entgeistert an. Ich will es ihm nicht erklären und weiche auf eine andere Frage aus, die sich mir eh schon die ganze Zeit aufdrängt: „Lohnen sich denn solche Automaten, wenn neben jedem Exemplar sowieso ein Betreuer stehen muss?“. Da wird er regelrecht euphorisch: „UND WIE! Sie haben ja keine Ahnung!“ Oft schon, Chef, aber wenn’s mir wieder mal zu sehr zu Kopf steigt, dann komm ich gern erneut bei dir und deinem Automaten vorbei, versprochen!