black-hat-facebook-marketingFür Seitenbetreiber auf Facebook gibt es gute Wege, die Reichweite von Statusmeldungen (Edgerank) zu erhöhen. Neben interessanten Inhalten und lebendiger Interaktion sind da auch weniger ehrenhafte Methoden üblich. Eine, die dabei leider inzwischen im Vordergrund steht, ist die missbräuchliche Verwendung von Bildmarkierungen.

Die Markierung von Personen (Tagging) hat den ureigenen Zweck, Bilder, auf denen eine Person zu sehen ist, zu aggregieren und in deren Profil sichtbar zu machen. Nehmen wir an, Franziska M. nimmt an vielen Veranstaltungen teil und wird nachher auf Bildern der Veranstaltung markiert, so finden sich nachher genau diese Bilder auch in ihrem persönlichen Fotoalbum. Die Sammlung der Bilder, die sie auf allen möglichen Veranstaltungen zeigt, ist komfortabel für sie und ihre Freunde.

Weil Facebook den Anspruch hat, ein dynamisch aktuelles System zu sein, werden die Bilder aber nicht nur still und leise einem Album in ihrem Profil zugeordnet, sondern automatisch auch im Newsstream gepostet, d.h. sie tauchen im Moment der Markierung als Eintrag in Ihrer Chronik auf. Wer ihre Statusmeldungen kriegt, sieht das Bild auch per Post im Newsstream auftauchen, überschrieben z.B. mit „Franziska M. wurde auf dem Foto in Bloggertreffen Wittigheims Chronik-Fotos markiert„.

Wenn du z. B. Franziska in einem Foto markierst, das du mit deinen Freunden geteilt hast, wird das Publikum auf Freunde (+) erweitert und umfasst nun deine Freunde und die von Franziska.

So weit, so gut.

Findige Seitenbetreiber entdecken die Markieren-Funktion für ihre Werbung

Franziska M. hält sich nun nicht nur auf vielen Veranstaltungen auf, sondern gelegentlich auch im Fitness-Studio. Sie hat die Facebook-Seite des Studios geliked, also mit „Gefällt mir!“ markiert. Das gefällt auch dem Studio, das gerne noch viel mehr Kunden hätte und kräftig dafür wirbt. Durch den Sichtbarkeits-Algorithmus von Facebook erreichen die Posts des Fitness-Studios aber noch nicht einmal alle seine Fans, geschweige denn neue Menschen. Nicht einfach so. Da hat der Betreiber eine „gute Idee“: Er postet ein Bild, das eine neue Aktion „Jetzt 50% sparen: Zweimal kommen, nur einmal zahlen!!!!“ ankündigt und markiert die Fans seiner Seite auf diesem Bild, so auch Franziska M.

Was nun passiert, ist klar: Facebook geht davon aus, dass hier ein neues Bild gepostet wurde, auf dem Franziska M. zu sehen ist. Dieses Bild, sprich die Werbeanzeige, taucht also nicht nur bei einigen Fans der Seite, sondern bei allen Freunden von Franziska M. im Newsstream auf der Facebook-Startseite auf. Mal angenommen, die Seite hat 50 Fans. Dann erreicht der Betreiber ohne Tricks ca. 10-20 davon. Tagged er aber und hat jeder der markierten Fans durchschnittlich 200 Freunde, so taucht die Anzeige über die Bildmarkierung bei 50 mal 200, also bei 10.000 Menschen auf der Startseite auf. Und sogar noch bei entsprechend mehr, sollte es zu Likes des Bildes kommen. Ein tausendfacher Boost der Reichweite!

Facebook: Die Verwendung der Tagging-Funktion für Werbung ist regelwidrig

Natürlich entspricht diese Verwendung der Tagging-Funktion nicht den Facebook-Richtlinien, die klar besagen:

“You can tag a photo only with the express consent of the user on whose behalf you are doing the tagging, and must only tag images when the tag accurately labels what is depicted in the image.” (DPP V.13)

Photo tagging should be used to tag a photo of the real individual in a real photo, and must not be used in collages, with avatars, or for marketing or promotional purposes.

Trotzdem ist mir nicht bekannt, dass Facebook explizit dagegen vorgeht. Noch drastischer ist übrigens, dass es sogar Applikationen gibt, die automatisch Personen-Tags setzen und dabei die erlaubten 50 Markierungen pro Bild ausreizen. Darauf will ich hier aber verständlicherweise nicht näher eingehen.

Was können Sie tun, um nicht als Werbeträger missbraucht zu werden?

Interessanterweise beziehen sich die Support-Beiträge von Facebook zu Problemen mit der Tagging-Funktion in erster Linie auf Privacy-Themen, sprich: Wie kann ich verhindern, dass mich jemand auf einem für mich nachteiligen Foto von mir markiert? Die Lösung des Problems ist aber natürlich die selbe: Wenn Sie verhindern möchten, dass jemand Sie und Ihren Freundeskreis für Werbung missbraucht, können sie die Privatsphäreeinstellungen so anpassen, dass Ihre Markierung grundsätzlich erst durch Sie selbst freigeschaltet werden muss.

markierungen bestätigen

Selbstverständlich können Sie Ihre Markierung von einem Bild wieder entfernen. Das Like der spammenden Seite zu kündigen ist sicher ein konsequenter Schritt, reicht jedoch nicht aus. Um zu verhindern, dass Sie künftig auf deren Werbung markiert werden, müssten Sie schon aus der Liste von „Freunden der Freunde“ des Seitenbetreibers austreten, was meist nicht praktikabel ist. So bleibt nur die Anpassung der Markierungseinstellungen und evtl. das Melden von Spam der betreffenden Seite.

Facebook-Marketing ist ein effektiver Weg der Erhöhung von Reichweite und Kundenbindung. Dabei gibt es effektive Strategien um Kontakt mit der Zielgruppe aufzunehmen und erfolgreich zu kommunizieren. Sich per Spam über Bildmarkierungen ins Reputations-Abseits zu schießen, gehört ganz sicher nicht dazu.

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