Das frühere Google-Motto, das noch nachhaltig in den Ohren klingt, war dann auch die erlebte Headline der gestrigen Veranstaltung des Social Media Club München, in der Tina Kulow, Corporate Communication Manager DACH bei Facebook, nach einem kurzen Vortrag Rede und Antwort stand.

Angenehm, dass Tina Kulow ihre Einführung für die anwesenden knapp 200 „Social Media Experten“ im brechend gefüllten „Moccar Pompidou“ nicht Facebook und dessen Funktionen widmete, sondern eloquent und witzig bebildert den eigenen Werdegang und ihre Rolle bei Facebook schilderte. Den „Heissen Stuhl“ und die Publikumsfragerunde vorbereitend gab sie aber auch schon deutlich zu verstehen, dass es Themen geben werde, zu denen sie schlichtweg nichts sagen könne bzw. dürfe.

Der glatte Aal auf dem heissen Grill

So stellten dann auch Alexander von Streit (Chefredakteur von Wired Deutschland) und Doris Schuppe (Inhaberin DoSchu.Com und Mit-Organisatorin des Social Media Club München) durchaus kritische Fragen zu den Kernthemen Datenschutz und Verantwortung, denen Tina Kulow erwartungsgemäß deeskalierend entglitt. Das sollte sich auch in der offenen Fragerunde nicht ändern.

Im Zusammenhang mit fast allen Datenschutzfragen strapazierte Tina Kulow letztlich die Intention von Facebook, am Profil des einzelnen Users überhaupt nicht interessiert zu sein, sondern lediglich an Gruppen- und Typenprofilen. Ganz leise, mehr zwischen den Zeilen, wurde tatsächlich erwähnt, dass und wieso Facebook sowas überhaupt interessiert.

Natürlich (!) steht der Nutzen, Spaß und Gewinn des Netzwerks für den User im Vordergrund. Dass Facebook aber keine Wohlfahrtsorganisation, sondern ein wirtschaftlich arbeitendes Unternehmen ist, klang zwar immer mal durch, wurde mir persönlich aber zu verdeckt gehandelt. Warum nicht einfach ganz offen von Target Marketing reden und die Dinge im gegenseitigen Nutzen Facebook – Kunde – User herunterbrechen und auf dieser Basis diskutieren? Ich denke, die Zeit für eine derartige Kommunikation ist gekommen.

Wann kommt die Facebook Suchmaschine?

Auskünfte zur Entwicklungsplanung von Facebook gab es nicht, da man über laufende Entwicklungen nicht sprechen könne und zukünftige Zeiträume nicht zu überblicken seien. Ich hätte erwartet, dass auf die Nachfrage zum Thema Fotos oder ganz konkret zur Integration von Instagram ein Statement kommt, aber selbst das steht offensichtlich noch auf der Verschwiegenheitsliste. Nein, leider wurde auch die Gretchenfrage nach dem Release einer Facebook Suchmaschine nicht inhaltlich beantwortet. Eine berechtigte „Anregung“ aus dem Plenum betraf die Kommunikation von Änderungen in Facebook API und Company Page Features, hier werde man unangekündigt vor den Kopf gestossen mit dem Resultat, dass Investitionen in Apps und Seiten flöten gehen. Tina Kulow gestand hier Verbesserungsbedarf ein und gab die Einführung der Chronik als Beispiel für das zukünftige Kommunikationsmodell.

Mein Resümee

Die Veranstaltung war vorbildlich organisiert und charmant von Doris Schuppe moderiert. Ein schönes Happening! Und Facebook? Facebook is not evil. Über die Zukunft kann man nichts sagen, über die Gegenwart darf man nicht. Ich denke nicht, dass das ohnehin informierte Publikum viel Neues von/über Facebook erfahren hat. Aber hatte das ernsthaft jemand erwartet? Tina Kulow hat sich wacker geschlagen, sie kann ihren Job. Gelohnt hat sich die Teilnahme allemal. Wegen der Leute – Social Media eben.

Übrigens, Google+

Die dreiste Frage zu Facebook vs. Google+ „was ist das bessere soziale Netzwerk?“ returnierte Tina Kulow gekonnt ins Plenum zurück. Aber ja, auch sie hätte einen Google+ Account, hat ja jeder. Sie frage sich, ob da jetzt irgendwo ein Avatar unbeobachtet durch den virtuellen Raum fliege, ähnlich wie bei Second Life. Good one!

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