Aktuell kochen in Social Network Communities heftige Diskussionen zum Thema „Absicherung von Content“ und hier spezifisch zum eigentlichen Kristallisationskeim „Trolle“ bzw. „Hater“ hoch. Menschen, die unflätige oder beleidigende Kommentare auf Community-Plattformen posten, sind im Kern überwiegend Menschen mit einem Defizit an Zuwendung, sprich Aufmerksamkeit. Ich will nicht näher darauf eingehen, worin dieses Defizit seine Ursache hat, es sind meist unverarbeitete Kindheitserfahrungen.

Wenn ich eure Liebe nicht bekomme, dann nehme ich euren Hass

Es ist wichtig zu verstehen, dass Menschen mit einer derartigen Störung verzweifelt auf der Suche nach Aufmerksamkeit sind. Dahinter steckt eigentlich ein grosses Bedürfnis nach liebevoller Zuwendung. Liebevolle Zuwendung hat einen emotionalen Charakter. Wird diese Wahrnehmung aus irgendwelchen Gründen nicht durch Aussenden positiv liebevoller Signale erreicht, dann macht die Psyche etwas anderes um eine analoge Intensität zu erreichen. Denn es geht letztlich nur noch um emotionale Intensität. Einfach gesagt: Wenn ich eure Liebe nicht bekomme, dann nehme ich euren Hass.

Der Troll und seine Droge

Die emotionale Intensität wird von Trollen erreicht, indem sie sich Leute suchen, bei denen sie Chancen sehen, sie durch Provokation ebenfalls in einen emotional reaktiven Zustand zu bringen. Meist wird dies angetestet und dann bei Erfolg intensiviert. Die Mittel sind dabei, je nach Schwere der Störung des „Trolls“, nahezu unbegrenzt. Für die Psyche entsteht durch die Reaktion ein Lustgewinn, da Erfolgshandlungen beim Ausgleichsversuch eines frühkindlich manifestierten Defizites „Belohnungssubstanzen“ im Gehirn freisetzen. Diese Ausschüttung wiederum führt dazu, den Vorgang zu wiederholen und zu verstärken, ahnlich einem Suchtverhalten.

Don’t feed the Troll! Warum?

Was ist folglich die sinnvollste Reaktion, wenn man sich dem Angriff eines Trolls ausgesetzt sieht und weitere Interaktion vermeiden möchte? Richtig, man kann ihm die emotional intensive Reaktion verweigern und damit vermeiden, sein Belohnungssystem zu aktivieren bzw. zu stützen. Mit einfachen Worten: Man kann ihm die Aufmerksamkeit versagen. Dann wird er sich schnell jemand anderen suchen, wo er seinen Kick leichter bekommen kann.

Öffentliche Diskussionen über den Troll und sein Verhalten, die auch noch emotional geführt werden, sind genau das, was er sucht und was ihn nährt. Denn hier sieht er sich die angestrebte Hauptrolle in einer Gruppe von Menschen spielen und genießt die maximal mögliche Aufmerksamkeit.

(Dieser Post ist ein Beitrag zum Webmaster Friday)