Ein aktueller Beitrag auf Onlinemarketing.de hat mich gestern erstmal erschreckt. „YouTube Partnerprogramm jetzt für alle“ heisst es da in der Headline. Achso, wirklich? Warum weiß ich als aktiver YouTube-Kanalbetreiber davon nichts? Bedeutet das, YouTube lässt jetzt jeden in den Partnerstatus, unabhängig von der bislang kritischen Abonnentenzahl und unabhängig von Videoaufrufen? In den Status, der bisher ein Aushängeschild für das Renommee eines Kanalbetreibers war?

Partnerstatus – Die Verhübschungslizenz

Heisst dass, jeder bekommt jetzt den Status, den sich viele auf der Plattform so ungeduldig herbeisehnen, weil er es ermöglicht, die Kanalseite freier und individueller zu gestalten? Jeder kann jetzt Kanalbanner und Custom Thumbnails erstellen, verfügt über die sogenannten „Branding Features„? Geschickt erstellte Thumbnails gelten allgemein als sehr wirksam für die Attraktivität eines Videos auf Übersichts- und Suchseiten und können nachweislich höhere Clickzahlen generieren.

Partnerstatus – Der Goldesel für Filmer

Monetär wirkt sich neben diesen Möglichkeiten natürlich die im Partnerstatus wählbare Plazierung von „TrueView In-Stream-Anzeigen“ aus, die vor dem Kontent laufen (müssen) und dadurch signifikant auf das AdSense Konto einzahlen. Bei der Monetarisierung für Nicht-Partner war es in der Vergangenheit YouTube überlassen, welche Art Ad Placement stattfindet. Die Folge sind in der Regel „Overlay-In-Video-Anzeigen“ und „Display-Anzeigen“ (Banner rechts neben dem Video), beides für den Kanalbetreiber finanziell nur interessant, falls geklickt wird, also kaum.

Die Ernüchterung

Ein genaueres Hinsehen auf den YouTube Creator Blog bringt rasch Ernüchterung. Was dort verheissungsvoll mit Wirkung ab 12.04. angekündigt wird, entpuppt sich mehr oder weniger als das, was deutsche YouTuber schon seit Mitte 2011 kennen und grossteils absegnen, nämlich die Teilnahme am Programm zur Monetarisierung der Videos, die Videoseiten mit Anzeigen verunstaltet, aber, wie oben beschrieben, nur zu sehr mässigen Bewegungen im Adsense Konto führt.

Neuerungen für Nicht-Partner

Doch halt! Da ist tatsächlich was Neues. In einem mit „Update“ gekennzeichneten Absatz des Artikels kündigt YouTube an:

We also recognize that custom thumbnails and banners are sought-after features by many creators. We are working on making these and other features available to more newly-made partners over time, like we have done with long uploads and monetization.

Na, das ist doch immerhin eine Aussage. „Nicht-Partner“ können also darauf hoffen, dass ihnen wenigstens Custom Thumbnails und Banner irgendwann zugestanden werden. Immerhin: Die Aktivierung von TrueView In-Stream-Anzeigen ist neuerdings schon bei Wahl der Monetarisierungsoption möglich.

YouTube’s Strategie: „Jeder ist Partner!“

Alles in allem scheint bei Google/YouTube die Strategie in Richtung Aufhebung fixer Partnerstati hin zu individueller Bereitstellung verfügbarer Features, je nach Umsatzrelevanz, zu gehen. Ein Modell, das ich durchaus nachvollziehen kann. Dass diese Schritte nicht von uneigennützigem Gedankengut zu Gunsten der Kontentproduzenten getragen sind, dürfte klar sein.

Ach ja, YouTube spricht jetzt interessanterweise auch bei YouTubern, die nur am Programm zur Monetarisierung teilnehmen, von „Partnern„. Aus deren Sicht richtig, denn YouTube und der Videoproduzent ziehen ja am selben Strang: Geld verdienen. Geld für Google und ein Almosen für den, der den Kontent liefert und die Clicks letztlich generiert.